von Caroline Koinzer
Als ich Anfang des Jahres vom Vereinsvorsitzenden des 1. BV Görlitz (der Verein in dem ich das Badmintonspielen erlernt habe und bei dem ich seit meiner Rückkehr in meine Heimat wieder trainiere) gefragt wurde, ob ich eine Nominierung zur Sportlerin des Jahres 2018 in der Stadt Görlitz annehmen würde, dachte ich nur: „Hmm... Möchte ich, wie früher, als ich bereits mehrmals als Nachwuchssportlerin nominiert wurde, erneut teilnehmen, um mich dann wieder mit deutlichem Abstand populäreren Sportarten wie Fußball, Handball oder Reiten geschlagen zu geben und ganz unten in der Ergebnisliste aufzutauchen?“. Gleichzeitig fühlte ich mich aber geehrt, dass ich als gebürtige und wieder wohnhafte Görlitzerin angesprochen wurde, obwohl ich als einzige Nominierte nicht für einen Görlitzer Verein spiele. Zudem war 2018 ein gutes Jahr für mich: ungeschlagen in der vorangegangenen Sachsenligasaison, Gewinn der Mixed-Konkurrenz beim Yonex-Cup in Berlin, erste Teilnahme bei einer Deutschen Rangliste im Aktivenbereich mit einer denkbar knappen Niederlage im Achtelfinale gegen die späteren Turniersieger und letztlich eine erfolgreiche Sachsenmeisterschaft mit dem erstmaligen Titelgewinn im Einzel und zwei Vizetiteln im Doppel mit Anja und Mixed mit Micha. Ich ließ mich also für die Sportlerwahl in Görlitz nach vielen Jahren wieder aufstellen. Diesmal jedoch mit dem Wissen, dass man als Badmintonspieler kaum eine Chance hat. Ich sah es eher als Werbung für den Badmintonsport, wollte ihn den Leuten wieder ins Gedächtnis rufen und die Bandbreite an nominierten Sportarten somit erweitern.
Ein paar Tage nach meiner Einwilligung rief mich ein Journalist von der Sächsischen Zeitung in Görlitz an und führte mit mir ein Telefoninterview, welches kurz darauf in der SZ erschien. Für mich war neu, dass zusätzlich zu den Tippscheinen in der SZ auch eine Online-Abstimmung möglich war, was sich für mich noch als hilfreich herausstellen sollte. :-) Denn nachdem mir meine beste Freundin riet, einen kleinen Aufruf über Facebook und Co. zu starten, meldeten sich viele Freunde und Badmintonspieler aus ganz Deutschland bei mir, fanden anerkennende sowie unterstützende Worte und nahmen an der Sportlerwahl teil. Hier zeigt sich der tolle Zusammenhalt in den Randsportarten – Vielen Dank an dieser Stelle!
Nach knapp 2 Monaten, am 16.03.2019, fand dann der Sportlerball in einem größeren und festlichen Rahmen statt. Bis dahin hatte niemand der Nominierten auch nur einen kleinen blassen Schimmer, in welche Richtung die Abstimmung ging. In die Auswertung flossen zwei Kategorien ein: einerseits die Stimmen der SZ-Leser (Stimmzettel und Online-Abstimmung) und andererseits Vereine, Unternehmen und Prominente. In jeder der beiden Kategorien erhielt der Kandidat mit den meisten Stimmen so viele Punkte, wie es Kandidaten gab, der mit den wenigsten erhielt noch einen. Am Ende entschied die Summe der Punkte aus beiden Kategorien. Nach langen Reden und einem ausgiebigen Abendessen wurden nun die Gewinner der drei Kategorien „Sportlerin des Jahres“, „Sportler des Jahres“ und „Mannschaft des Jahres“ verkündet, wobei die Ehrung der Frauen zuerst vorgenommen wurde. Wir Nominierten sollten uns auf der Bühne einfinden. Als es hieß, dass diesmal nicht die drei Erstplatzierten verkündet werden, sondern lediglich die Gewinnerin, habe ich innerlich bereits abgeschaltet. Umso überraschender dann das Ergebnis, welches lautete: „Sportlerin des Jahres 2018 wurde… Caroline Koinzer!“. Ich dachte erst, dass ich mich verhört habe, aber meine unfassbar laut jubelnde Schwester machte mich darauf aufmerksam, dass wirklich ich gemeint war. Mir wurden eine Urkunde, ein Blumenstrauß und ein Pokal überreicht. Erst nachdem ich von der Bühne ging und die Glückwünsche meiner Familie und Freunde entgegennahm, realisierte ich, was passiert ist. Auch wenn es „nur“ ein Popularitätspreis ist und alle Sportler es auf ihre Weise verdient haben, für ihre herausragenden Leistungen geehrt zu werden, so bedeutet mir diese Ehrung viel. Sie ist eine tolle Anerkennung für die ständigen Bemühungen der letzten Jahre mit vielen Höhen und Tiefen. Es ist zudem eine tolle Werbung für unseren wunderschönen Badmintonsport. Ich bin glücklich und dankbar, dass mich dieser Sport schon mein Leben lang begleitet, dass ich viel lernen, mich entwickeln und so viele tolle Menschen kennen lernen durfte. Ich hoffe, dass mich mein Körper noch ein wenig weiter machen lässt :-)
Vielen Dank an alle, die mich immer unterstützt und für mich abgestimmt haben.
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